Strandbilder – mein Blick aufs Meer

Ich liebe den salzigen Wind, das endlose Meer, die frechen Möwen und Sand zwischen den Zehen.

Diese Liebe möchte ich mit Euch teilen.

Meine Bilder sind eigefangene Momente.
Nur der Moment, das Handy und mein Hund.
Kein Filter, kein Photoshop, keine Kulisse.

ECHT MEER.

Du kannst die Bilder haben. Für Dein zuhause, Dein Büro oder die Ferienwohnung.

Die Bilder sind wetter- und UV-fest und outdoor geeignet.

Alle Rahmen sind handgemacht. Als Material verwende ich Holz mit Geschichte.

Alte Kisten, die schon tausende Meilen übers Meer gefahren sind, Türen, hinter denen geliebt, gestritten und gelebt wurde. Gartenzäune, hinter denen die Nachbarn getratscht und gelästert haben. Bootsplanken, die ihren Fischer hunderte Male sicher nach Hause gebracht haben.

Und vieles mee(h)r.

All dies entsteht an meinem Lieblingsort: Haffkrug/Scharbeutz – direkt am Strand.

Ja, zeig mir die Bilder (klick)

Oster-Sonntag + Oster-Montag könnt Ihr mich besuchen und die Bilder im Original sehen.

Programmvorschlag für Euch:
Strandspaziergang – Strandcafé – Strandbilder

Haffkrug bei Scharbeutz
Strandallee 6 (Promenade)
09. + 10.04. 2023

ca. 11:00 – 16:00

Alle Bilder:

Du kannst die Bilder haben. Für Dein zuhause, Dein Büro oder die Ferienwohnung.

Mosel Mania – mit dem Wohnmobil nüchtern über’n Weinberg

# neuer Podcast #

Die Platzbesetzer wollen Frühling – und sei es mit Gewalt.

Dafür sind sie 1.000 km unterwegs, von Hamburg über Cloppenburg, Koblenz, Cochem, Wiesbaden, Paderborn und Hameln.

Und wenn sie etwas wollen, bekommen sie es natürlich – NICHT.

Dafür aber jede Menge Lebensweisheiten, das eine oder andere gute Essen und vielleicht auch mal ein Glas Wein.

Folgt uns auf einer Reise zu Til Eulenspiegel, Kaiser Wilhelm, Hildegard und dem Rattenfänger.

der neue Podcast:
direkt bei Spotify hören: hier klicken

Zeitreise

Ja, ich weiß. Ich bin Euch noch den dritten Teil unserer Weihnachtsreise in den Harz schuldig.

Aber wer mich kennt, weiß, dass ich ab und zu auch mal den vierten vor dem dritten Schritt mache. Oder so. Und wer mich bisher nicht kannte, weiß es jetzt. Es ist also so, dass wir schon wieder losgefahren sind, bevor ich überhaupt dazu gekommen bin, den Harz gebührend abzuschließen. Kommt aber noch. Bestimmt.

Hier geht es zu Teil 1 und Teil 2 „Schneeketten günstig abzugeben“ – unsere Weihnachtsgeschichte im Harz

Habt Ihr gute Vorsätze für den neuen Monat und das neue Jahr? Ach wie schön – wir nämlich auch nicht. Aber wir hatten Lust, Walter gar nicht erst kalt werden zu lassen und direkt am ersten Wochenende wieder loszufahren. Wenn man längere Zeit nicht unterwegs war, denkt man immer „ach, wir könnten ja mal wieder“, kann sich dann aber nicht aufraffen und lässt tausend Dinge wichtiger erscheinen. Wenn Du aber erstmal wieder „in Fahrt“ bist, fährst Du auch direkt wieder los. So geht es uns jedenfalls.

Dementsprechend flutschte es auch beim Packen. Die geliebte Hausbesetzerin stellt mir zwei große Wäschekörbe hin, bevor sie sirenengleich säuselt und zur Arbeit entschwindet. Björni packt das schon. Stimmt, der hat nämlich einen halben Tag frei und widmet sich routiniert dem Packtheater.

Wir hatten uns mal vorgenommen, eine gewissen Grundausstattung Klamotten und Zeugs im Walter zu belassen:  nur noch die Zahnbürste greifen und jederzeit abfahrbereit. Aber wie das so ist mit den guten Vorsätzen. Neben der Zahnbürste fehlte dann doch noch die ein oder andere Kleinigkeit. Wie gesagt, die eine Hälfte davon passte in zwei Wäschekörbe, die andere Hälfte trage ich einzeln in unsere kleine Nussschale.

Karlchen schaut mir aus dem Küchenfenster zu und ich entdecke eine tiefe Sorgenfalte auf seiner Stirn. Der hat doch schon wieder Angst, dass er nicht mitdarf.

Kaum bin ich fertig mit packen und lasse aus Versehen die Tür offen, schießt er wieder der Blitz aus dem Haus und in den Walter und nimmt erwartungsvoll auf dem Beifahrersitz Platz.

Ah ja, wird wohl Zeit. Abfahrt!

Wir schaukeln durch dichten Stadt- und Feierabendverkehr mit dem Ziel, Soni rechtzeitig abzuholen. Karlchen sitzt wie Krösus neben mir, nur wenn es ein Fahrradfahrer wagt, sich an der Ampel neben uns zu stellen, verzieht er sich vor lauter Angst kurz unter den Tisch.

Große Freude auf beiden Seiten, als wir ankommen. Karlchen zeigt Soni, wie man würdevoll neben dem Chauffeur sitzt (dabei kann sie das längst) und rückt sogar ein ganz klein bisschen zur Seite, damit sie auch sitzen kann. Halbwegs jedenfalls.

Wir haben Hunger. Also entscheiden wir uns für Ratzeburg als erste Station, auch wenn dies eigentlich erst für Sonntag auf dem ReiseSpeiseplan stand. Aber Ratzeburg ist nicht weit weg, groß genug um uns Abends noch satt zu kriegen und ganz hübsch soll es ja auch sein.

Ist es tatsächlich! Die Anfahrt zwischen den Seen mit einer immer noch weihnachtlich beleuchteten Stadt im Hintergrund ist ganz bezaubernd. Zielsicher finden wir einen Parkplatz direkt am Ufer, neben dem örtlichen „Hallenbad“. Ja, das heißt hier wirklich noch so.

Insgeheim suchst Du als Camper ja immer nach einer Option, angenehm extern duschen zu gehen. Kannst Du im Wohnmobil natürlich auch machen, ist aber eng, das Wasser tröpfelt und um das Grauwasser muss sich der Kerl später dann ja auch wieder kümmern. Also sind externe Duschen meistens herzlich willkommen. Nach einer alten Camperregel muss dies nicht viel öfter als alle drei Tage sein, aber solange sind wir ja noch nicht dabei.

Warum erzähle ich diesen indiskreten Quatsch? Ach ja, Hallenbad. Bei einer Zigarette im dunklen Schummerlicht des Hallenbadparkplatzes suche ich nach den Öffnungszeiten und der Sauna. Sauna ist nämlich großartig und ganz nebenbei könnte man dann auch …. Sauna gibt es nicht, heißt ja auch „Hallenbad“. Öffnungszeiten: 14:00 – 19:00, Freitags bis 21:00. Samstag und Mittwoch geschlossen – wegen Vereinstraining. Hmm, bis 14:00 wollten wir morgen nicht hier bleiben und außerdem ist dann Samstag. Soll ich dem örtlichen Schwimmverein….? Nein, drei Tage sind drei Tage und fangen erst morgen an.

Mit Karlchen geht es noch eine große Runde um den See. Dabei treffen wir auf einen jungen Mann mit seinem Sohn und einer lebhaften Hündin, die mit Karlchen spielen möchte. Er hat aber genauso viel Angst vor dem Mann und dem Kind, wie er ebenfalls spielen möchte.  Blödes Dilemma für ihn, lustiges Leine-Verknoten für uns.

Wer so tapfer den zweiten Tag in Folge seine 10.000 Schritte geschafft und den „Ring geschlossen“ hat, darf auch gut essen. Also marschieren wir weitere 2.000 Schritte hinauf in die Stadt, welche tatsächlich ganz niedlich ist – zumindest im Dunkeln. Vorher hatte ich uns online eine Empfehlung für ein alteingesessenes, örtliches Restaurant rausgesucht, welches regionale Spezialitäten und insbesondere Fisch aus dem Ratzeburger See anbietet. Darauf hatten wir jetzt richtig Lust!

Auf dem kleinen Marktplatz können wir uns schnell orientieren und finden es prompt. Allerdings stehen wir vor dunklen Scheiben, einer mit Brettern verrammelten Tür und einem Haus, welches seine besten Zeit längst hinter sich hat. Wie ich später lesen werde, war die Empfehlung mehr als vier Jahre alt – und das Restaurant mindestens genauso lange schon geschlossen.

Da stehen wir nun, haben Hunger und Appetit und drehen uns um die eigene Achse auf der Suche nach einer Leuchtreklame, die Linderung verspricht. Am anderen Ende des Marktes werden wir fündig und gehen frohen Mutes ins „Lavastein“.

Ich mach es kurz: drinnen war es viel zu warm, viel zu laut und das Essen war scheußlich. Ich hatte gehofft, durch etwas Süßes zum Dessert noch irgendetwas retten zu können. Aber vergeblich. Ich wusste nicht, dass Zimtpflaumen mit Vanilleeis und Sahne so widerlich sein können. Soni hat ihren NewYorkCheeseCake gar nicht erst bekommen, weil dieser bereits vergoren war.

Da hilft nur Alkohol. Aber eine lustige Bar oder ähnliches finden wir nicht – egal wie oft wir uns auf dem Absatz umdrehen. Wie gut, dass wir den Rum nicht jedes Mal ein- und auspacken. Den haben wir nämlich immer im Walter.

Am nächsten Morgen begrüßt uns Ratzeburg in regnerischem Einheitsgrau. Schade eigentlich, aber wenn hier alles grün und sonnig ist, ist es bestimmt ein traumhaftes Plätzchen. Naja, bis dahin sind es noch 4 Monate und ganz so lange haben wir keine Zeit.

Was hilft, ist ein gutes Frühstück. Es ist früh am Morgen, die Vereinsschwimmer schwimmen, wir schlemmen. Es geht zurück in die Stadt, diesmal nehmen wir einen anderen Weg und entdecken einen etwas in die Jahre gekommen Charme einer kleinen Kreisstadt. Aber wie gesagt, es ist auch grau und verregnet.

Zurück am Marktplatz finden wir zwei Bäcker. Die Auslage des örtlichen Handwerksmeisters ist ähnlich ambitioniert wie Karlchen heute morgen. Bei dem anderen muss ich mich heute aus persönlichen Gründen weigern. Trotzdem gehe ich bei beiden „recherchieren“, allerdings ohne hilfreiches Ergebnis. Nix neues und nix inspirierendes dabei.

Und schon wieder sucht das Hungerradar, da erinnere ich mich an eine kleine Tortenmanufaktur, welche ich gestern Abend in einer Seitenstraße entdeckt habe. Torte zum Frühstück geht immer.

Mit ein paar schnellen Schritten sind wir da und es leuchtet warm und verführerisch von innen. Voller Euphorie hole ich mir eine Beule an der Glasscheibe. Die Tür ist verschlossen und öffnet sich erst um 10:00 – wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Wir nutzen die Zeit für ausgiebiges Window-Shopping. Soni im örtlichen „MC – ModeCentrum“, ich bei einer zweiten Runde in den beiden traurigen Bäckereien.

Um nicht aufdringlich zu wirken, stehen wir um 10:10 vor der warmen Tür und diesmal lässt sie sich tatsächlich auch öffnen.

Ich bleibe gleich begeistert vor der Torten-Theke stehen, Soni entdeckt ein liebevoll angerichtetes Frühstücksbuffet. Hier können wir gerne bleiben, bis alles wieder grün ist und die Sonne scheint.

Machen wir auch. Es gibt alles, was wir uns gerade wünschen können, der Kaffee ist gut und nachdem wir das halbe Buffet allein leergefressen haben, lasse ich mir von der freundlichen Bäckerin die Tortenauslage erklären.

Stolz erzählt sie uns, dass sie alles selbst backt, was wir beim Frühstück durch die offene Backstube schon beobachten konnten. Die meisten Torten und Kuchen sind armenische Spezialitäten und sehen umwerfend aus. Auch wenn ich gleich platze, ich muss ein kleines Schnittchen probieren. Ich liebe es, ein ganz besonderer, bisher selten kennengelernter Genuss.

Und da sind noch so viele andere Torten, die ich unbedingt probieren möchte – nein muss. Aber inzwischen geht es nicht mehr um Kalorien, Tortenbauchansatz oder Zuckerschock. Es geht ums Überleben: ich platze gleich.

Also muss ich etwas mitnehmen. Unter dem lästerhaften Blick der Platzbesetzerin lasse ich mir die schönsten Stücke einpacken. Wer weiß, was es heute oder morgen noch so zu essen gibt.

Dringende Empfehlung, wenn Ihr in Ratzeburg seid: „Anna’s Sweet Cakes“ direkt am Markt, Große Wallstrasse 4

Zurück bei Walter gibt’s eine kleine „Mittagspause“ und dann passiert etwas ganz Ungeheuerliches: die Sonne scheint und es fühlt sich fast wie Frühling an. Das können wir gut gebrauchen, denn wir wollen weiter nach Zarrentin und an den Schaalsee. Und das nicht ganz ohne Grund: kurz hinter Zarrentin steht die altehrwürdige „Schaalmühle“, eine Wassermühle, die durch die unter dem Haus durchfließende Schaale angetrieben wurde. Und der Müller dieser Mühle war mein Opa.

Ich erinnere mich leider nur noch vage, so oft war ich als Kind leider nicht dort – die Schaalmühle und auch Zarrentin waren Grenzgebiet und man durfte nur mit besonderem Passierschein überhaupt dorthin.

Das hat sich inzwischen zum Glück geändert und auf Anhieb finden wir die Abfahrt. Und sofort ist alles wieder da und ich erinnere mich an das Gefühl, wenn wir früher mit dem Lada abgebogen sind: die enge Abfahrt, der schmale, holperige Weg, die knorrigen alten Bäume. Überraschenderweise passt es mit dem dicken Walter trotzdem.

Das letzte Stück gehen wir zu Fuß, Karlchen munter vorweg. Und wieder ist es wie früher: das alte Wehr, welches die Schaale aufstaut, bevor sie unter dem Mühlenhaus hindurchfließt. Die schwere Tür und selbst Opas Schuppen steht noch da. Der Schuppen war früher Werkstatt und Garage – mein persönliches Paradies aus Chaos, Werkzeug und mir unerklärlichen Gerätschaften. Ich sehe meinen Opa wieder vor mir, wie er mit seinen zwei Gehstöcken mühsam hinüberwackelt, um irgendetwas zu reparieren oder zu holen.

Die altehrwürdige Schaalmühle ragt hoch in den Frühlingshimmel, trotz Sonnenschein etwas morbide und bedrohlich. Viel hat sich seit damals nicht verändert, selbst das alte Schild am Seiteneingang zur Mühle hängt noch verwittert an seinem Platz.

Ich habe keine Lust, mich beim „neuen“ Besitzer zu melden, auch wenn ich für mein Leben gerne wüsste, wie es drinnen jetzt aussieht. Aber Opas Sessel steht ganz bestimmt nicht mehr auf den klobigen Dielen und die blau-weiß gekachelte Küche, in der Oma Blutwurst und fette Henne gebraten hat, wird es auch nicht mehr geben. Die fetzenhaften Erinnerungen an kleine und große Details sind für heute viel schöner.

Deshalb gehen wir außen herum und weil die Bäume und Büsche gerade keine Blätter tragen, können wir einen Blick auf die Obstwiese und die Rückseite erhaschen. Ich sehe den alten Aalfang, den ich damals so gruselig fand. Dahinter die Wiese, auf der unzählige alte Obstbäume standen und zum Teil heute noch stehen. Am Rand der Wiese fließt die Schaale wieder vorbei – hier habe ich Barsche geangelt und bin bestimmt mehr als einmal ins Wasser gerutscht, weil ich so ungeduldig war. Fast kann ich meine Oma aus der Küche schimpfen hören, dass ich endlich mit dem Quatsch aufhören soll.

Irgendwann komme ich bestimmt nochmal vorbei und frage die jetzigen Bewohner nach einem kleinen Blick ins Innere. Vielleicht, irgendwann.

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang unter den alten Eichen, Karl spielt kurz mit dem Nachbarshund und bekommt von dem Erinnerungsflash seines Herrchens natürlich nichts mit. Soni ist ganz fasziniert, irgendwann aber auch gelangweilt von den Erzählungen des alten Mannes und somit fahren wir weiter – an den Schaalsee.

Am Schaalsee hat Soni einen Reisewunsch: schon so lange möchte sie geräucherten Saibling probieren. Und der aus dem Schaalsee ist wirklich der beste!

Auch der Fischer ist schnell gefunden und jedes Mal freue ich mich, was für ein schöner, idyllischer Platz es hier ist. Man hat freien Blick über den See, der Wanderweg ist eingerahmt von alten Weiden und alles sieht aus wie im Katalog eines Naturschutzgebietes. Ach ja, ist es ja auch. Deshalb.

Wir haben Glück, der Fischer ist da und hat sogar geöffnet. Nur Räucherfisch hat er nicht, den gibt es erst im März wieder. So ein Ärger. Mit frischem Fisch brauche ich Soni nicht kommen, aber mich juckt es in den Fingern. Spontan ändere ich den Speiseplan für Sonntag und hole zwei frische Saiblinge. Und frisch heißt hier wirklich frisch, also ….. o.k., ich erspare Euch Details, auch Soni ist schon mal vorgegangen.

Zarrentin selbst kenne ich tatsächlich kaum, ich glaube ich war noch nie bewusst in der „Stadt“. Grenzgebiet und so.

Aber es ist schön. Alles ist geschmackvoll hergerichtet und niedlich anzuschauen. An einer Ecke finden wir ganz überraschend einen Laden von „Backverrückt“ – eigentlich so eine hippe Bäckerei aus Hamburg und Hannover. Was machen die denn hier in Zarrentin? Egal, ein Tee wäre jetzt schön und den bekommen wir auch.

Letzte Station in Zarrentin: das Kloster. Im Sommer gibt es hier regelmäßig wunderschöne Märkte, wir müssen also wieder kommen. Aber es lohnt sich auch so. Eine wirklich beeindruckende Kirche mit Blick über den See und einem kleinen, putzigen „Heimatmuseum“ gleich nebenan.

Wir hatten kurz überlegt, in Zarrentin am See stehen zu bleiben. Neben dem Schwimmbad gibt es einen Stellplatz. Aber Schwimmbad Hallenbad hatten wir ja schon und irgendwie zieht es uns weiter.

„Wenn wir schon auf den Spuren Deiner Vergangenheit unterwegs sind, lass uns doch nach Schwerin fahren“ kombiniert Soni messerscharf. „Außerdem können wir dort Abends bestimmt mal wieder etwas leckeres Essen“ und rollt mit den Augen in Erinnerung an das Abendessen im Lavastein.

Gesagt, getan. Den Weg nach Schwerin kenne ich sogar noch aus dem Kopf.

Walter schaukelt, Karl schläft und Soni döst. Als ich in Schwerin überraschend rechts abbiege und auf einen wenig ansprechenden Komplex mit alten und neuen, hässlichen Zweckbauten, einem riesigen Parkplatz und ohne jeden Charme fahre, werden alle wach.

Ich halte vor einer putzgrauen Turnhalle mit angeschlossener Lehranstalt.

„Und hier hat Dein Mann sein Abitur gemacht“

„Ahja“

„ich erinnere mich noch, wie ich mit meinem Trabi immer genau hier geparkt habe, wenn ich denn mal da war“

„hihi“

O.k., ich gebe ja zu, dass Zeitreisen in die Vergangenheit nur für denjenigen eine Bedeutung haben, der diese Vergangenheit selbst erlebt hat. Und wie soll Soni die Bilder im Kopf haben, die bei mir gerade vorbeifliegen?

„hattest Du zu der Zeit diese komische Frisur und diese hässliche, rote Hose an?“

Ich hasse sie – manchmal hasse ich sie wirklich.

Wir fahren weiter und zur Strafe plappere ich sie an jeder Ecke voll, was ich hier und dort gemacht habe und was damals so war.

Schwerin überrascht uns: mit perfekt ausgebauten Stellplätzen direkt an der Altstadt mit Blick auf den See, das Schloss und den Marstall. Und mit einem mehr als perfekten Abendessen.

Nach einer ausgedehnten Nachmittagspause und einem Karlchen-gerechten Spaziergang am See entdecken wir die „GourmetFabrik“. Man muss auch mal Glück haben und wir bekommen noch einen Tisch.

Perfekter Service, perfektes Essen, perfekter Abend. Anders kann ich es nicht zusammenfassen. Eine wirklich ausgezeichnete Küche mit klassischer Basis und kreativen Interpretationen. Wir sind lange nicht in so vielfältige Geschmackswelten entführt worden.

Und da ich gestern und heute schon genug süßes Zeug hatte, habe ich als Dessert einen neuen, ganz außergewöhnlichen Rum entdeckt.

Die Nacht ist ruhig und angenehm, der Morgen nass und verregnet. Perfekt für einen Instant-Kaffee und das gebunkerte Stück Torte, während die Platzbesetzerin sich ausschläft. Wenn wir unterwegs sind, liebe ich diesen löslichen Kaffee ja. Das ist für mich „typisch Walter“ und ich hoffe wir werden uns niemals irgendeine andere Kaffeezubereitung im Wohnmobil zulegen.

Der Kaffeeduft weckt die schläfrige Prinzessin, die ihrerseits den Hund aktiviert. Vorbei ist es mit meiner morgendlichen Ruhe. Und wenn wir schon mal hier sind, können wir auch noch den letzten Teil meiner jugendlichen Prägephase besuchen.

Wir schaukeln quer durch die Stadt und stellen dabei fest, wie ausgesprochen schön und liebenswert Schwerin inzwischen ist. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so. Aber heute sehen wir alt und neu in perfekter Ergänzung, liebevoll und großzügig angelegte Parkflächen, Funktion und Schönheit schließen sich bei vielen Anlagen in Schwerin überhaupt nicht aus. Alles ist wirklich durchdacht, sauber und in bestem Zustand. Fast schade, denn ich habe wirklich große Mühe ein paar Häuser zu finden, die noch aussehen „wie früher“, damit sich die von Schönheit verwöhnte Prinzessin vorstellen kann, wie das alles hier zu meiner Jugend mal aussah. Nicht ganz so fein nämlich.

Aber ich gebe zu – so gefällt es mir besser. Viel besser. Das trifft auch auf den Schlossgarten und den sich angrenzenden Franzosenweg zu, an dem wir parken. Hier fühlt es sich ebenfalls so an, als wäre Klein-Björni erst gestern mit seinem grün-roten Fahrrad zu Training gerast. Und doch ist es schon so lange her.

Wir gehen am See entlang und dachten, wir tun auch dem Hund einen Gefallen damit. Aber Pustekuchen: ein Fussballspiel in 200m Entfernung, Fahrradfahrer, Kinder und überhaupt. Das ist heute so gar nicht seine Veranstaltung. Uns egal, da muss er jetzt durch.

Genau wie ich vor 40 Jahren da durch musste, in schlecht sitzendem Ölzeug und nassen Hosen den gebrüllten Anweisungen meines Trainers Folge zu leisten. Dafür kann Karlchen heute nichts mehr, aber wir sind an „meinem“ Segelverein angekommen. Hier hat sich wirklich viel verändert. Das alte, große Bootshaus gibt es nicht mehr, dafür eine doppelt so große Steganlage. Hier wirkt plötzlich alles irgendwie steril. Naja, ich verkneife es mir, der geliebten Prinzessin zu viele alte Geschichten von diesem denkwürdigen Ort zu erzählen, von allem hat er mich aber am meisten geprägt. Nur als wir weiter gehen muss ich erwähnen, dass ich auf dieser Strecke 1x pro Woche 2.000m laufen musste.

Übrigens, es regnet immer mehr und mein romantisches Finale habe ich mir etwas anders vorgestellt. Egal, ich schleife Frau und Hund zu dem romantischsten Ort in ganz Schwerin, an dem sich bestimmt schon tausende Jugendliche zum heimlichen Knutschen getroffen haben. Aus dem Trampelpfad meiner Jugend ist inzwischen ein hübscher Holzsteg geworden, das heißt ganz so einsam und versteckt ist es heute bestimmt nicht mehr. Aber immer noch schön. Und als Soni mich fragt, ob und wie oft ich denn früher hier war, finde ich Schweigen und Knutschen die beste aller Antworten.

Karlchen müffelt wie ein nasser Hund, was er ja auch ist. Und auch für uns ist Tag drei angebrochen…. und um hier nicht unnötig Regeln zu brechen oder andere Menschen zu belästigen, müssten wir mal wieder duschen.

Wir beschließen, dass die Dusche zu Hause am schönsten ist und rufen „Abfahrt“ über den See. Bis bald Schwerin, wir kommen wieder. Das nächste Mal als ganz normale Touristen ohne diese Zeitreise-Erinnerungs-Romantik. Schön wars trotzdem.

Weiter geht die wilde Fahrt / Schneeketten günstig abzugeben Teil 2

Teil 1 gibt es hier

Eines habe ich im Schlossmuseum dann doch gelernt: dass die damaligen Könige und Kaiser auch ständig unterwegs waren, von einem Schloss zum anderen. Wahrscheinlich gibt es deshalb so viele davon im Harz. Damals diente der ständige Reisezirkus dem Machterhalt – Präsenz war für die königliche Karriere unerlässlich und Homeoffice war offensichtlich noch nicht erfunden.

Also fühlen wir uns königlich und fahren zur „Wiege der Könige und Kaiser“ nach Quedlinburg.

Während der Fahrt rätseln wir, wie und wie lange so ein Kaiser mit seinem Gefolge (auch das habe ich gelernt: bis zu 2.000 Mann und Frau hatte er immer dabei) für diese Strecke wohl gebraucht hat. Gab es eine Vorhut, die schon mal den Kamin angeschmissen hat? Wo und wie haben die unterwegs übernachtet? Und wie haben die so viel Essen mitgeschleppt? Bei uns im Walter ist der Kühlschrank auch immer zu klein. Kurzum – wie sah so eine Neckermann … ähm kaiserliche Reisegruppe eigentlich aus?

Auch wenn Walter gemächlich mit 60 km/h die Berge hochschnauft, bis wir in Quedlinburg ankommen, haben wir keine Antwort gefunden. Dafür auf Anhieb einen Stellplatz. Genau gegenüber dem „Münzberg“. Wieder so ein mittelalterlicher Marketing-Gag – der Berg war nämlich gar nicht aus Münzen, sondern aus Stein.

Dafür gab es auf der anderen Seite freien Blick auf das nächste Schloss. Übrigens, ist Euch mal aufgefallen, dass ALLE Schlösser IMMER eingerüstet sind? Egal wann und wo? Hier auch.

Aber egal, ist trotzdem schön anzuschauen.

Parkplatzgebühr und Strom gibt’s hier beim örtlichen BowlingCenter. Und das ist alles andere als schön anzuschauen. 80er Jahre Charme, sowohl außen als auch innen. Und der Geruch von schwitzigen Füßen in zu engen Bowling-Leder-Schuhen hängt auch seit den 80ern in diesen Räumen. Brrr…

Karlchen muss raus, wir auch, also gehen wir die erste Runde auf den Münzberg. Reich sind wir beim Aufstieg nicht geworden, dafür hat sich der örtliche Bäckermeister an seiner Hauswand verewigt und klagt uns sein Leid. Als ich später entdecke, dass er bereits um 5:00 seinen Laden öffnet, habe ich ein wenig Mitleid und beschließe, mir das Teufelswerk morgen früh einmal anzuschauen.

Apropos anschauen: vom Berg aus sehen wir in einiger Entfernung alte Türen oder Tore, irgendwie halb eingelassen in den Berg und ziemlich verlassen. Die Jagd auf „lost places“ wäre ja auch noch ein Hobby, für das ich mich begeistern könnte. Aber dafür fehlt mir einfach die Zeit – und der geliebten Bergbesetzerin an meiner Seite gerade die Motivation.

Auf dem Rückweg fragt mich eben jene Bergbesetzerin, ob der Spaziergang auf den Münzberg eigentlich schon als Bergsteigen gilt. Das hatte ich nämlich als Wunsch geäußert, wenn wir im Harz sind. Da sie sich einen Teil des Hinweges von Karlchen und mir hat ziehen lassen, lautet die Antwort leider „nein“ – auch wenn ich das bestimmt irgendwann bereuen werde….

Karlchen darf sich ausruhen, wir haben Hunger. Dafür gibt es in der Innenstadt bestimmt eine Lösung.

Entlang einer monströsen Stadtmauer, durch enge Gassen und entlang fast tausend Jahre alter Fachwerkhäuser kommen wir irgendwann auf den Marktplatz. Quedlinburg ist schon besonders. Es ist wirklich alt, im Sinne von „historisch“ aber auch im Sinne von „alt“.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich diese Stadt angeblich nicht verstanden habe, keinen Sinn für Geschichte habe und nur zur falschen Zeit am richtigen Ort war: wirklich Begeisterung kann ich nicht empfinden. Das Städtchen wirkt wie ein Museum seiner selbst. Zwar stehen da überall diese wirklich historischen und teilweise sehr liebevoll restaurierten Häuser. Aber der Gehweg davor ist aus Waschbetonplatten. Direkt am Markt, in 1-1-1-A-A-A-Lage schreit Dich erstmal „McGeiz“ aus einem 830 Jahre alten Fachwerkhaus an. Und an jeder Ecke hängt irgendein Schild, Plakat oder Stoffbanner, wie schön Quedlinburg doch ist.

Vielleicht liegts aber auch am Hunger. Wir entdecken ein regionales Fischrestaurant, welches uns jetzt sehr begeistern könnte. Will es aber nicht, es hat nämlich Ruhetag.

Bevor die Stimmung ganz kippt, gibt’s für Björni einen Kaffee und für Soni eine heiße Schokolade im Boulevard-Café. Auch hier: ein wirklich sehr besonderes, sehr historisches Haus direkt am Markt – innen eher der nachlassende Charme der späten 90er….

Macht nix, frisch motiviert erkunden wir die Stadt weiter. Ohne besondere Vorkommnisse landen wir kurz darauf beim örtlichen Griechen. Er heißt weder „Akropolis“, „Poseidon“ oder „Mykonos“, sondern ganz wild „Helena“. Bei der üblichen Fleischplatte dürfen wir dem örtlichen Dialekt vom Nebentisch lauschen. Es geht irgendwie um Silvester, 4kg Sprengstoff in einem Stahlrohr und einen Ausbildungsplatz bei der Sparkasse. Vielleicht aber auch um die Forellenzucht des Großvaters. So genau weiß ich das ehrlich gesagt nicht.

Es ist dunkel, als wir zurück zu Walter, Karlchen und unserem Stellplatz schlendern. Und irgendwie vermisse ich plötzlich das kitschige Weihnachts-Lichter-Meer vom Vortag.

Der Teufel hat mich am nächsten Morgen verschont – ich stehe erst um 7:00 in der kleinen Backstube auf dem Münzberg. Ich habe Lust, mir in Ruhe die Auslage anzuschauen – und das nicht nur aus beruflichen Gründen. Also bestelle ich mir einen Kaffee und setze mich an den einzigen, kleinen Tisch. Das überrascht (und überfordert) die Bäckereifachverkäuferin, denn sie muss erst mal die Kaffeemaschine anschalten und befüllen.

Zeit für mich, das Backwerk der letzten Nacht zu begutachten. Damit bin ich allerdings schneller fertig, als der Melitta Kaffeevollautomat sich aufwärmen kann: 3 Sorten Brötchen (hell, Körner, dunkel), eine Sorte Brot (Feinbrot in groß und klein) und vier Sorten Gebäck (Schweineohr, Eisenbahnschiene, Eierschecke und Kopenhagener).

Während der erste Kaffee des Tages für die Maschine und mich blubbert, erzählt mir meine neue Freundin, dass sie seit 5:00 schon mehr als 10 Kunden hatte und es noch ein ganz tolles Café von ihnen am Markplatz gibt. So richtig warm ums Herz wird ihr, als ich von allem jeweils ein Stück kaufe – nur von den hellen Brötchen hätte ich gerne drei.

Über die Eisenbahnschiene und das Schweineohr freue ich mich ganz besonders – die gibt es bei uns nämlich nicht und ich habe daran schon eine Wette verloren. Ich werde sie genießen.

Soni ist noch schläfrig, Karl dagegen hellwach. Ich tausche Backwaren gegen Hundeleine und ziehe mit dem Quälgeist los. Diesmal zu Füßen des Münzberges entlang eines kleinen Baches. Aber auch darin können weder Karl noch ich auch nur eine Münze finden. Dafür finden wir den Weg zu den „lost places“, welche ich gestern von oben entdeckt habe. Es ist ein Friedhof und die verlassenen Tore und Türen sind Grabkammern, welche in den Berg eingelassen sind. Ein morbider Charme liegt über diesem Platz, aber den nehme nur ich wahr. Karlchen springt fröhlich umher und markiert jeden Baum. Die teilweise 200 Jahre alten Grabsteine würde er auch gerne, aber ich lasse ihn nicht.

Nach dem Frühstück sind Karl UND Soni schläfrig. Also ziehe ich alleine los und steige auf den Schlossberg. Ich steige wieder runter, verirre mich in dunklen Gassen und komme irgendwann wieder am Marktplatz raus. Das „ganz tolle Café“ meiner Freundin aus der Backstube entpuppt sich als recht dunkler Raum mit sehr altem Plüsch und zwei mittel attraktiven Torten in der Vitrine. Aber ich könnte auch Cordon bleu mit Pommes, Filterkaffee (frisch gebrüht) und hausgemachten Kartoffelsalat mit Würstchen und Semf (!) bekommen. Möchte ich gar nicht. Deshalb gehe ich gegenüber ins Markt-Café und bekomme einen leckeren Kaffee zum Mitnehmen. Hier strahlen mich dann auch 8 verschiedene Torten an, eine leckerer als die andere. Aber ich reiße mich zusammen, ich hab ja noch Schweineohr und Eisenbahnschiene auf Vorrat.

Inzwischen ist es 12:00. Um noch länger zu bleiben, müssten wir erneut ins Bowling Center. Und weil ich bei Schnick-Schnack-Schnuck immer verliere, fahren wir endlich los. Bei 7° und leichtem Nieselregen.

Nächstes Ziel: Wernigerode

#Ende Teil 2 / Teil 3 folgt#

Schneeketten günstig abzugeben

Diesmal waren wir wirklich gut vorbereitet. Fehlte nur noch, dass wir uns selbstgefällig auf die Schulter klopfen. Wir fühlten uns fast schon wie Profis – und irgendjemand hat es später dann tatsächlich auch ausgesprochen.

Alles fing damit an, dass Walter endlich wieder TÜV bekommen hat. Wurde irgendwie auch mal Zeit – so nach 6 Monaten „drüber“. Sicherheitshalber hatte ich zwischendurch gegoogelt, ab wann eine Vollabnahme fällig wird. Aber dafür hätten wir noch 6,5 Jahre (ohne TÜV) Zeit gehabt.

Also, das Wohnprojekt „WoMo-Hafen“ war abgeschlossen, auch als externes Badezimmer brauchten wir Walter zum Glück nicht mehr. Er konnte also ruhigen Gewissens für ein paar Tage in die Beautyfarm gehen und kam nach kurzer Zeit mit neuen Augen, einer künstlichen Hüfte und ohne Altersflecken wieder zurück. Stolz wie Oskar habe ich sofort einen Termin beim Straßenverkehrsamt reserviert, damit Walter offiziell bei uns in Holstein wohnen darf. Ich wollte Walter ummelden.

Keine 4 Wochen später sollte es auch schon so weit sein. Es grenzt fast an Spießigkeit, dass ich einen ganzen Tag vorher alle notwendigen Unterlagen zusammensuche und gemeinsam in eine Mappe lege. Da fällt mir ein, dass die strenge Dame vom Amt vor ein paar Wochen – als ich den kleinen Smart umgemeldet habe – nach irgendeiner EAP – EPA – DPD-was-weiß-ich-Nummer gefragt hat. Hatte ich damals natürlich nicht, konnte den amtlichen Vorgang nach einem kurzen Anruf bei der Versicherung aber fortsetzen.

Diesmal sollte es noch besser flutschen – also rief ich 1 Tag VOR dem amtlichen Termin bei der Versicherung an. Und wenn ich von Natur aus nicht so ungeduldig wäre, würde ich noch heute in der Warteschleife festhängen. Aber auch 30 Anrufe später war bei der Versicherung niemand zu erreichen. Und inzwischen war es 20:00.

„naja, kann ja nicht so schwer sein diese Nummer online zu bekommen“ flötet es engelsgleich von links in mein Ohr. Stimmt. Online geht ja alles und meistens viel besser. So stand es dann auch auf der website der vertrauten Versicherung geschrieben. Allerdings nur auf der ersten Seite. Weiter hinten heißt es dann „… melden uns schnellstmöglich bei Ihnen mit der gewünschten Auskunft per E-Mail….“ ah ja…., das klingt nach zwei Wochen Wartezeit und Post per Brieftaube.

Endlich hatte ich mein kindlich unbeschwertes, chaotisches Gemüt zurück – „wird schon klappen“.

Siegessicher fahre ich am nächsten Morgen los. Die Fahrt zum Amt dauert etwa 30 min, das reicht für 30 weitere, erfolglose Versuche, bei der Versicherung anzurufen. Naja, geh erstmal rein, wird schon. 5 min vor dem Termin bin ich da und wollte die Wartezeit sinnvoll nutzen – für Anruf Nr. 31. „xyz-Versicherung, guten Tag. Was darf ich für Sie tun?“

Es war 7:59, als ich der strengen Dame vom Amt fast überheblich ALLE notwendigen Unterlagen unter dem Spuckschutz hindurch schiebe.

Würden Sie die alten Kennzeichen für mich entsorgen? Vielen Dank!“

Walter hatte also TÜV und neue Kennzeichen – und wir einen Plan: „Weihnachten fällt aus“

All unsere Weihnachtsdeko war ja bereits im Sommer unter die Räder gekommen, d.h. ist gar nicht mit eingezogen. Einer nach dem anderen aus unserer illustren Familie hat sich abgemeldet. Und das größte Geschenk, welches wir uns vorstellen konnten, war Zeit.

Also haben wir uns reichlich beschenkt: keine Zeit für Deko, Geschenke und alle anderen Weihnachtsrituale „verschwendet“. Stattdessen ausgiebig die Karte studiert und lohnenswerte Reiseziele identifiziert.

Ein bisschen Romantik schadet ja nie und es sollte etwas sein, was wir sonst nicht haben. Ach ja, gut essen auch gerne und nicht viel mehr als 4 Std. Fahrt.

WinterWonderLand!

In den Harz wollten wir. Da liegt Schnee, da ist es romantisch mit der Tendenz zum Kitsch und keiner von uns beiden war bewusst schon mal dort. Gute, deftige Küche haben die dort bestimmt auch.

Da wahrscheinlich alle anderen (außer uns) am 24. Weihnachten feiern und alle Restaurants somit geschlossen haben, wollten wir am 25. früh morgens los.

Und schon wieder erwische ich mich dabei, besser vorbereitet zu sein als bei meiner Abi-Prüfung: ich habe tatsächlich Schneeketten bestellt. Auch die Gasflaschen sind voll und aus Versehen hat es eine Schaufel in den Kofferraum geschafft. Was ist hier eigentlich los?

Zum Glück schaffen wir es am 25. natürlich nicht, pünktlich loszufahren. Walter war nicht fertig gepackt, wir sind nicht früh aufgestanden und überhaupt. Aber kurz vor Mittag ging es los – bei strahlendem Sonnenschein und fast 10°. Bestes Strandwetter.

Erstes Reiseziel: Goslar
Achtung Spoiler: absolute Reiseempfehlung!

Die Freunde von VANtertainment haben uns Goslar empfohlen und da wir den beiden ja fast alles glauben, sind wir der Empfehlung gerne gefolgt.

Goslar ist DIE Weihnachts-Kitsch-Glitzer-Licht-Stadt. Fachwerkhäuschen, Burgzinnen, Kopfsteinpflaster, Tannen, Glockenklimpern und Kindereisenbahn. Alles, was man in einen zuckersüßen Weihnachtsfilm packen würde, findet man in Goslar.

Außer: Schnee

Seit wir bei 10° losgefahren sind, hat sich am Wetter wenig geändert. Außer dass es inzwischen dämmert und ein klein wenig kühler geworden ist. Aber kein Schnee weit und breit.

Gut so – denn wir schleichen mit Walter durch enge Gassen und steile Auffahrten auf der Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Weihnachts-Epizentrums.

Und wir werden fündig, direkt an der „Kaiserpfalz“ ist ein großer Parkplatz, keine 5 min zu Fuß ins Zentrum. Bumsvoll, wenn man mit dem Auto einen Platz suchen würde. Aber mit 7,20 Länge fühlen wir uns groß und stark und fahren frech auf einen von 15 freien Busparkplätzen. Natürlich dauert es weniger als die Dachluke zu öffnen, da gestikuliert außen eine junge Dame in gelber Warnweste. „Sie dürfen hier nicht stehen, SIE nicht….“ War ja klar. Ich wollte sowieso gerade eine rauchen, also steige ich aus und biete ihr auch eine an.

„SIE dürfen hier grundsätzlich nicht stehen – also SIE als Wohnmobil. Sie als Mensch natürlich ja …. Nein danke, ich habe meine eigenen Zigar … also …. O.k. Vielen Dank! Ich habe aber gar kein Feuer dabei …. Also, naja …. aber ab 18:00 ist es egal, da ist parken hier frei….“

„was würde mir denn in den 2 Std. zwischen jetzt und 18:00 passieren, wenn mein Motor jetzt zufällig nicht mehr anspringt?“

„hmm, das Ordnungsamt, also das kostet dann …“

„wieviel“

„keine Ahnung, die waren auch seit 2 Tagen schon nicht mehr hier“

„ich wünsche Ihnen ein wunderbares Restweihnachten. Bleiben Sie gesund!“

„Danke, Ihnen auch. Und viel Spaß auf dem Weihnachtsmarkt!“

Das finde ich großartig – und verstehe tatsächlich nicht, warum nicht alle Weihnachtsmärkte während und nach Weihnachten noch geöffnet haben?!

Ein wirklich toller Weihnachtsmarkt. Hier ist irgendwie von allem zu viel. Aber gerade das macht es aus: zu viele Lichterketten und -netze, zu viel Kitsch, zu viele Menschen, zu viele Weihnachtsdüfte, zu viel Essen, zu viel Glühwein. Aber es ist toll. Was wir in den letzten 4 Wochen Vorweihnachtszeit nicht an Weihnachtsstimmung hatten, bekommen wir hier in 4 Stunden Intensivromantik. Herrlich!

Neben dem Haupt-Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz gibt es noch einen kleinen, gleich nebenan. Zunächst siehst Du nur Wald. Also tatsächlich. Etwa 300 mittelgroße Tannen stehen dicht an dicht und bilden einen kleinen Wald mitten in der Stadt. Alle Tannen sind wie zuvor schon beobachtet übermäßig mit Lichterketten behangen. Und mittendrin in diesem Wäldchen gibt es Glühwein, Schmalzkuchen und Hefegebäck. Später werden wir erfahren, dass diese 300 Tannen in freier Wildbahn wahrscheinlich dringender gebraucht werden, aber in diesem Moment ist es toll und einfach überwältigend.

Goslar selbst ist eine ganz zauberhafte Stadt, zumindest den Teil der Altstadt, die wir heute noch erkunden können.

Viele alte bis uralte Fachwerkhäuser, ein Bach rauscht mitten durch die Stadt und alles ist sehr liebevoll angelegt. Auch die Mischung aus alten und neuen Häusern ist sehr gelungen und es herrscht eine angenehme Stimmung in der Stadt.

Irgendwann kugeln wir zurück zum Parkplatz, auf dem wir nicht stehen dürfen und bleiben natürlich über Nacht stehen. Walter steht wie selbstverständlich auf einem der hinteren Busparkplätze und am nächsten Morgen wird sich noch ein weiterer Camper dazugesellen – weil es einfach der perfekte Platz ist. Und gerade keine Busse da sind.

Karlchen findet Goslar nicht ganz so super und hat am Abend überhaupt gar keine Lust mehr, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Muss er auch nicht, es hat inzwischen nämlich angefangen zu regnen.

Dafür ist er am nächsten Morgen um so früher wach und jetzt will er plötzlich raus, DRINGEND….

Wir schließen uns ihm an und gemeinsam erklimmen wir die Anhöhe der Kaiserpfalz, ein wirklich schönes Schloss, in dem zahlreiche Könige und Kaiser ihre Zeit verbracht haben, wenn sie Goslar besucht haben. Später machen wir tatsächlich das Touri-Programm und besichtigen die Kaiserpfalz.

Ja, von innen ganz nett – aber irgendwie auch nix halbes und nix ganzes. Ich frage mich bei solchen wirklich beeindruckenden historischen Gebäuden und deren Museen immer: interessiert das die Besucher WIRKLICH? Also diese Jahreszahlen, der mit dem, Epoche sowieso und Abstammung blabla … ich würde gerne in so ein Schloss gehen und den „Alltag“ von Heinrich III sehen. Wo hat er geschlafen, wie sah die Küche oder das Klo aus, was haben die gegessen? Hatte er eine Affäre mit der Zofe und gab es wirklich eine Schatzkammer oder sind das nur Legenden. Vielleicht mit lebensgroßen Figuren, nachgestellte Situationen. Gerne auch die mit der Zo…. Naja, egal.

Also, Kultur hatten wir auch und dann konnten wir endlich frühstücken gehen.

Dringende Empfehlung: „ButterHanne“ direkt am Marktplatz. Das Frühstück war wirklich sehr gut, mit allem drum und dran. Aber eigentlich war es schade, dass es noch so früh war. Die Schnitzelkarte sah sehr verlockend aus. Und das Ambiente insgesamt war eher so, wie ich mir das Schlossmuseum gewünscht hätte.

Vollgefuttert schlendern wir noch durch Goslar und auch ohne Weihnachtsbeleuchtung bei Tageslicht ist das Städtchen einfach zauberhaft.

Als wir am Parkplatz ankommen, nehmen die „Wächter“ gerade wieder ihren Dienst auf. Noch bevor sie uns erneut ermahnen, sind wir wieder weg – bei 10° und Sonnenschein, ohne Schneeketten.

# Ende Teil 1 / Teil 2 folgt #

Essen, Frieren, Dauercamping

„Gibt’s die Platzbesetzer eigentlich noch?“

„Ja klar, die senden jetzt aus Scharbeutz“

Neues von der Küste: Soni, Björn und Walter haben zwar keinen TÜV, dafür aber ein bisschen Wind und jede Menge zu essen.

Ein neuer Podcast über Dauercamping, Ausflugsziele an der Ostsee und im Harz und anderen SchnickSchnack.

oder direkt bei Spotify hören: hier klicken

Zwei Blondinen und der Gaspreis:

Erkenntnisse nach 8 Wochen Leben im Wohnmobil

Björn & Soni halten durch: nach 8 Wochen Leben im Wohnmobil gibt es viele ungeklärte Fragen, Erkenntnisse die die Welt verändern (könnten) und jede Menge unbezahlte Werbung.

oder direkt bei Spotify anhören: https://open.spotify.com/episode/5tHa9sFxhpIXpA71KtcW9K

Schlimm, diese Touristen

Heute sind sie kaum zu sehen. Am Strand sind nur die hartgesottenen – in ihren Strandkörben, die sie hoffnungsvoll schon für die ganze Woche gebucht haben. Ist ja sonst bestimmt keiner mehr frei.

Ein paar laufen die Promenade hoch und runter, dick eingepackt in ihrer Funktionswetterkleidung von Wolfskin oder Schmuddelwedda – vorzugsweise im Partnerlook.

Einige lungern in den Cafés und Restaurants rum und trinken heißen Kakao mit Eierlikör.

Aber die meisten sitzen wahrscheinlich in ihrer 20qm Ferienwohnung und schimpfen über das Wetter. Es ist aber auch windig heute an der Ostsee! Und kalt! So ein Ärger – und das im Urlaub.

Die anderen, die weder am Strand noch in einer der anderen Ferienattraktion darauf warten, dass es endlich Sommer wird, sind heute morgen abgereist. Es ist nämlich Samstag – Bettenwechsel. Und das heißt, dass sich pünktlich ab kurz nach 10 Uhr eine Blechlawine Richtung Autobahn über die Strandallee schiebt.

Die meisten haben trotzdem etwas Farbe im Gesicht, die Kinder haben 5kg Muscheln vom Strand ins Auto geschmuggelt und Mutti denkt die ganze Zeit schon darüber nach, ob sie mit dem Wäscheberg noch heute Abend anfangen soll oder ob sie erst noch schnell bei Tante Erna vorbei schauen soll, wenn sie zuhause in Castrop Rauxel angekommen sind.

Mit dem 9-EUR-Ticket fing es an. Menschenmassen tummeln sich am Strand, auf den Fahrradwegen, in den Restaurants und den Shops für Funktionswetterkleidung. Alle fahren an die Ostsee. Anfangs nur am Wochenende, seit südlich von Rahlstedt die Ferien begonnen haben, 7 Tage die Woche.

Unser kleiner Lieblings-WoMo-Hafen in Scharbeutz ist natürlich auch voll besetzt. Ab Freitag heißt es meistens „Leider alle Plätze belegt“.

Und wir mittendrin. Auch wenn wir – ganz namenstreu – unseren Lieblingsplatz besetzt und gegen alle Bestechnungsversuche seit 6 Wochen tapfer verteidigt haben.

Touristen sind ja ein eigenes, bemerkenswertes Völkchen. Auch wenn sie im wahren Leben natürlich alle ganz unterschiedlich und total individuell sind – kaum haben sie ein freies Wochenende oder Urlaub an der Ostsee, wollen Sie nur eins: die perfekte Erholung. Ostsee, wie sie im Buche (bzw. Katalog) steht: Sonnenschein, milde 23 – 25°, bitte nur ein leichter Wind, entferntes Möwenkreischen und Fischbrötchen auf die Hand. Das Wasser bitte angenehm warm, aber trotzdem erfrischend, die Pizza original italienisch und am Abend einen unterhaltsamen Einheimischen mit diesem sympathischen, norddeutschen Dialekt hinterm Tresen.

Weil: muss ja! Immerhin haben sie nur zwei Wochen Zeit, um sich von den ätzenden Kollegen, dem stressigen Anwaltsjob oder den vielfältigen Verpflichtungen im heimischen Sportverein zu erholen.

Und dann wird auf Kommando entspannt! An den Strand geht es mit dem Umzugs- ähhm Bollerwagen. Darin stapelt sich alles, was man für einen perfekten Strandtag so braucht: Decken, Handtücher, Windschutz, Eimer, Schaufel, Backförmchen, Käscher für die Kinder, drei neue Bücher für einen selbst, Handy, Tablet, Sonnencreme, Sonnenschirm, Sonnenbrille und Essen. Ganz wichtig: Essen. Da wird getuppert, mit Tüten geknistert, Frikadellen gebraten, Brote geschmiert, Salate gezaubert, Bier gekühlt, Süßigkeiten gestapelt und Melone geschnitten. Und wenn sich die ganze Musterfamilie nach 3 Stunden Sonnenschein das erste Mal ins Wasser traut, freuen sich die Möwen über den reich gedeckten Tisch.

Das ist der große Moment für Werner im Strandkorb nebenan, der die Möwen nämlich lautstark verscheucht und sich über die frechen Viecher mal so richtig aufregen kann. Letzte Woche fand er es noch ganz lustig, sie mit den Resten von Muttis Leberwurstbrot zu füttern – aber das hier geht eindeutig zu weit. Die können doch nicht …. ach, und jetzt haben sie sich doch tatsächlich die Tüte Chips aus dem offenen Bollerwagen geklaut und fliegen damit auf und davon. Diese Mistviecher!

Als Urlaubsfamilie Mustermann zitternd aus dem Wasser zurück kommt, werden sie ausführlich über Werners Heldentaten aufgeklärt und ermahnt, künftig doch lieber eine Möwenwache am Handtuch zurück zu lassen. Er würde das zur Not auch übernehmen – man muss ihm nur bescheid sagen. Er selbst geht ja nicht mehr ins Wasser: er und Hilde kommen seit 20 Jahren hierher in den Urlaub und im Wasser war er nun wahrlich oft genug in seinem Leben.

Die anderen Strandbesetzer verscheuchen daraufhin jede Möwe, die es nur wagt in Werners Nähe zu kommen oder packen ihre mitgebrachten Leckereien dreifach gesichert in alle vorhandenen Taschen mit Reisverschluss und Druckknöpfen.

Ich liege auf meinem Handtuch daneben und beobachte den frechen, wissenden Blick der zwei Möwen. Sie scheren sich einen Dreck um Werners Vorstellungen, wer hier am Strand was darf und was nicht. Erstens sind sie länger hier, als Werner Urlaub hat. Und zweitens können sie fliegen. Beides nutzen sie geschickt aus, um sich die nächste verlassene Decke und die nächsten frisch angekommenen Urlauber zu suchen. Gerade eben außerhalb Werners Blickweite. Eine clevere Möwe fliegt nämlich nur so weit sie muss.

Nach einer Weile rolle ich mein Handtuch zusammen, lasse mich auf dem Weg von einem CatCar fast überfahren und muss innerlich grinsen, dass Hans-Peter das vierte Eis heute nun wirklich nicht mehr darf. Zumindest nicht, bevor es etwas richtiges zu essen gab.

Als ich beim WoMo-Hafen ankomme werde ich ungläubig gefragt, ob ich „tatsächlich am Strand, bei diesem Massentourismus“ war?! Ja klar, warum denn nicht? Genau deshalb bin ich doch hier – weil ich die Ostsee und den Strand liebe! „aber doch nicht jetzt, in der Saison! Diese Touri-Massen – ganz schlimm….

Hmm, ich denke kurz darüber nach. Die ganzen Touristen kommen aus genau den selben Gründen hierher, warum auch wir hier sind. Und bis vor kurzem waren auch wir „Touristen“. Sogar die schlimmsten von allen – die Wochenend-Touris.

Bis zu dem Tag in der letzten Woche, als die geliebte Amtsstubenbesetzerin uns umgemeldet hat. Ein Formular, zwei Unterschriften – zack bist Du Einheimischer.

Und was soll ich sagen? Irgendwie fühlt es sich doch ganz geil an. Ich beobachte mich dabei, wie ich ein leichtes Gefühl der Überlegenheit bekomme, wenn ich am Strand meinen Ausweis statt der Kurkarte vorzeige. Oder im ReWe „ganz normal“ einkaufe, statt für zwei Wochen Ferienwohnung.

Aber das ist ungerecht. Denn ich mag die Touristen und bin ihnen sogar dankbar.

Touristen sind immer da, wo es besonders schön ist. Darüber kann man schimpfen – aber ganz ehrlich: würdest Du in die mitteldeutsche Tiefebene rund um Magdeburg in den Urlaub fahren? Oder zu einem Autobahndreieck irgendwo in NRW? Eben!

Nun gibt es Touristen, die die Berge lieben, oder die Heide oder eben das Meer. Überall, wohin (viele) Menschen in den Urlaub fahren, ist es meistens schön. Klar, noch schöner war es dort bestimmt, bevor die Tourismusbranche ein großes Urlaubs-Disneyland aus dem ein oder anderen Urlaubsort gemacht hat. Aber viele schöne Urlaubsgegenden haben sich ihren Charme bewahrt. Wir finden, so ist es in Scharbeutz.

Und wären wir nicht als Touristen wie viele andere auch hierhergekommen, hätten wir nie beschlossen hier zu leben. „Leben wo andere Urlaub machen“ klingt so verlockend und romantisch. Ist es tatsächlich auch. Aber der Teil „… andere Urlaub machen“ gehört eben immer noch dazu.

Und ganz ehrlich – wie geil ist es bitte, hunderte Restaurants, Cafés und Eisdielen auf wenigen Meter Promenade zur freien Auswahl zu haben? Und tatsächlich, da dürfen auch Einheimische hingehen. Machen sie auch, wir zumindest.

Aktuell haben wir ja auch Zeit dafür. So ein Wohnmobil ist schnell aufgeräumt, geputzt und wohntauglich – selbst wenn ein kleiner, haariger Quälgeist mit darin lebt. Und dann haben wir Feierabend. Kein Garten, keine Fenster putzen, keine Mitgliederversammlung im örtlichen Sportverein. Tagsüber arbeiten, Abends Urlaub.

Ich erwische unsere kleine Mannschaft gelegentlich dabei, darüber nachzudenken, für immer im Wohnmobil zu leben. Recht günstig ist es ja auch noch.

Aber dann erinnern wir uns daran, wie wenig meine Platzprinzessin kleine, enge, feuchte Räume hat – also eigentlich ja nur 1 Raum. Herbst und Winter sind nicht die schönsten Jahreszeiten, um zu dritt auf engstem Raum zu leben.

Die Ostsee dagegen lieben wir auch im Herbst und Winter sehr – ganz ohne diese nervigen Touristen.

Und deshalb freuen wir uns unbändig darauf, bald in unser kleines Strandhäuschen ziehen zu können, welches ein zwei Räume mehr, eine Waschmaschine, eine richtige Dusche und einen Geschirrspüler hat.

Eine Ferienwohnung mit dieser Ausstattung könnten wir uns hier nämlich gar nicht leisten!

Habt einen schönen Urlaub da draußen und seid nachsichtig mit all den anderen Touristen – ihr seid ja auch welche. Irgendwann und irgendwo einmal.

Es ist nicht immer der Wind, wenn das Wohnmobil wackelt

(ACHTUNG: dieser Podcast kann Spuren von Meeresrauschen enthalten)

Die Platzbesetzer sind wieder da – mit einem neuen Podcast aus … ach, hört doch lieber selbst.

Wir haben mal wieder das Mikro aufgestellt und losgeplaudert. Über Lieblingsplätze, Anfängerfehler, Klischees und vieles Meer.

Und wir sind nicht allein – die Platzbesetzer haben Besuch aus Osnabrück. Ein fröhliches Camperpaar mit einer ganz besonderen Geschichte.

Viel Spaß beim Zuhören und gute Fahrt, wohin auch immer Ihr gerade unterwegs seid.

direkt zu Spotify: Podcastfolge „es ist nicht immer der Wind, wenn das Wohnmobil wackelt“

Unsere heutigen Empfehlungen:

Zeitreisenzauber

VANtertainment – YouTube

„Björni allein zu Haus“

Irgendwie ist es mir ja doch peinlich.

Da gelte ich 10 Jahre lang als Medienprofi, suhle mich in Lob und Anerkennung, wenn die Presse gut oder mindestens neutral über meinen Arbeitgeber schreibt. Erkläre dem Vorstand (und allen anderen), dass es genau so und nicht anders gemacht werden muss. Predige mit dem Heiligenschein des Profis über Wiedererkennung, Glaubwürdigkeit, Emotionalität und Ja-Botschaften.

Und dann das: kaum bin ich einen Tag raus aus dem Geschäft, versage ich kläglich. Tzzzz!

Was war passiert?

Es ist gegen Mittag und ich komme mit meiner Brötchentüte zurück auf den Platz. Ja genau, DER Platz. Wie immer. Das Plauderfenster ist geöffnet und davor stehen der Chef des Platzes, seine Kollegin und ein stattlicher, markanter Mann. Die Chefin selbst hat drinnen alle Hände voll zu tun, also geselle ich mich vor dem Fenster dazu. Eine Schachtel Zigaretten fällt zu Boden und weil die Kippen nun eh schon raus sind, gibt der Chef eine Runde aus. Ehrenmann.

Wir plaudern über dies und das, der Mann neben mir möchte sich ein neues Wohnmobil kaufen und denkt über einen Doppelachser nach – wegen der Fahrstabilität. Erzählt mir, dass er bisher immer dort gewohnt hat, wo andere Urlaub machen. Von Bad Rothenfelde mehrmals quer durch die Republik und jetzt eben hier in Scharbeutz. Aber am liebsten ist er mit dem Wohnmobil unterwegs, seit 20 Jahren schon.

Es wird gelacht, es wird geraucht und es werden zotige Witze gerissen. Eine Anekdote jagt die nächste und das Plauderfenster muss geschlossen werden, weil Gaby sich nicht konzentrieren kann. Es ist kurz davor, dass ich das erste Bier aus dem Walter hole.

Plötzlich muss der unbekannte Typ aber los – sein Auto steht quer in der Einfahrt und hindert drei große Camper daran, abzureisen. Schade, wirklich schade – ich hätte hier auch noch länger stehen können. Mache ich dann auch, wann hab ich sonst schon mal Zeit zum Plaudern?

Und während er noch winkt und „bis bald“ ruft, denke ich darüber nach, woher ich den Typen kenne. Irgendwie kommt mir das Gesicht, die Stimme und die Gestik bekannt vor. Ich weiß nur nicht, woher. Ich ordne ihn irgendwie in meine Hamburger Zeit ein, aber das kann auch nicht sein. Hamburg kam in seiner Urlaubs-Wohnort-Aufzählung nicht vor.

Egal, ich wende mich wieder den anderen zu, als meine Lieblings-Platz-Aufpasserin sagt „als er das erste Mal hier war, hab ich ihn erstmal angemotzt.“

„ich glaub, Du hast hier jedem schon mal ‚ne Ansage gemacht“

„kann sein, aber ich hab ihn damals einfach nicht erkannt“

Hä? Erkannt? Instinktiv halte ich jetzt mal den Mund und stelle keine blöde Frage… passiert mir selten, rettet mich diesmal aber.

Der gute Mann ist offensichtlich ein Freund des Hauses (also des Platzes) und man kennt sich schon länger.

Als es bei der Anmeldung etwas ruhiger wird, ruft die Chefin von innen durchs Fenster: „Ihr hättet mit Hans Meiser auch ein Foto machen können, ich glaube das hätte ihn nicht gestört“

HANS MEISER? Ich erkenne Hans Meiser nicht, obwohl er eine Stunde neben mir steht und wir tratschen wie die Waschweiber? DAS darfst Du wirklich niemandem erzählen.

Ich lache mich innerlich tot, wirklich. Der Erfinder der Talkshow, dessen Konzept ich 15 Jahre später kopiere und mich selbst an einer Talkshow versuche. DAS Gesicht und DIE Stimme der privaten Radio- und Fernsehsender. So viel zum Thema „Medienprofi“.

Das Team des Womo-Hafen Scharbeutz sucht noch fieberhaft nach seiner Telefonnummer – „…ihr müsst euch doch mal kennenlernen“.

Leider vergebens, keine Nummer zu finden. Aber vielleicht liest er hier ja zufällig mit? Also #HansMeiser, es tut mir wirklich leid! Und ja, ich würde Dich wirklich gerne nochmal treffen. Ich habe da nämlich eine Idee…

Etwas später schreibe ich der geliebten Platzbesetzerin, welche leider noch zu Hause bleiben musste. Als ich ihr von unserer launigen Mittagsrunde und meinem verblassenden Stern als Medienprofi berichte, fragt sie: „Wer ist Hans Meiser?“

Hektisch suche ich nach der versteckten Kamera, wer weiß, vielleicht hat Hans ja ein neues Projekt? Nein, ich argumentiere einfach damit, dass Soni noch viel zu jung ist, um ihn wirklich zu kennen. Auch wenn sie später behauptet, ihn doch zu kennen. Nachdem ich ihr den entsprechenden Wikipedia-Link geschickt habe.

Wie auch immer, nach einem so launig ausgedehnten Vormittag lohnt es auch nicht mehr zu frühstücken und ich gehe direkt zum Mittagsschlaf über. Schon ganz geil, keine Verpflichtung zu haben. Und allein mit dem Walter bin ich auch. Soni kommt morgen hoffentlich nach, bis dahin herrscht hier ein Männerhaushalt.

Und entgegen allen landläufigen Klischees funktioniert das sogar sehr gut – wenn auch etwas anders.

Das wichtigste zuerst: ja, ich esse etwas.
Gestern habe ich freiwillig den Gaser in Betrieb genommen und es gab Grillfl… ähm Gasfleisch und dazu …. nee, nix dazu. Reicht doch.

Heute habe ich gefrühstückt, nach dem Mittagsschlaf. Das war lecker, so mit halbfrischen Brötchen.

Und den Abwasch mache ich natürlich auch. Wenn es notwendig ist. Also, wenn ich eine neue Tasse brauche oder so.

Und zum Abwaschen stelle ich sogar das warme Wasser an. Wenn dann zum Duschen noch etwas übrig ist: gut. Wenn nicht, auch gut. Kalt duschen geht nämlich viel schneller.

Ach ja, aufräumen muss ich gar nicht. Hab nämlich auch nix ausgeräumt. Außer dem Stuhl, der muss ja. Zum Rauchen.

Und sonst? Naja, nicht viel. Kuchen kann ich direkt beim Bäcker essen. Und das Handtuch zum Strand habe ich links oben gefunden.

Ihr seht also, alles in Ordnung hier bei den Männern. Aber das Beste an ein paar Tagen sturmfrei ist, dass man sich wieder vermisst!

Und deshalb freue ich mich wirklich darauf, ab morgen den Abwasch wieder sofort zu machen und das ein oder andere aufzuräumen.

Gute Nacht geliebte Platzbesetzerin!